“Überall ist der Architekt nur noch ein Techniker. Er schafft es, eine Genehmigung zu kriegen, dann gibt er das Projekt ab. Das ist für mich ein Hauptgrund für den Niedergang der Architektur. Ich bedauere das sehr, denn es ist wesentlich, dass der Architekt bis zum Ende dabeibleibt. Modelle und Skizzen ersetzen nicht die Kontrolle auf der Baustelle. Dort ändere ich, entscheide also noch. Wenn die Verbindung vom Architekten zum Handwerker, der dies ausführt, beschnitten wird, ist es eine Katastrophe.”
(Álvaro Siza Vieira, zeitgenössischer portugiesischer Architekt)
Wenn dieses so auf den Punkt gebrachte Zitat eines namhaften europäischen Architekten der Moderne die eigene Einstellung zum Beruf auf so eindeutiger Weise wiedergibt, brauchte man eigentlich nicht mehr viel hinzufügen und kann das so einfach stehen lassen.
Was hinter dieser Aussage steht, ist aber viel, viel mehr …
Ganzheitlicher Ansatz
Es geht darum, dass die vielfältigen, architektonischen Aufgaben, denen wir uns in der heutigen Zeit stellen, einen ganzheitlichen Ansatz erfordern. Es geht mitnichten nur um die künstlerische Gestaltung von Bauwerken und damit verbunden um die Selbstverwirklichung von Architekten und Baumeistern. Die Ästhetik von Bauwerken spielt natürlich im Gesamtkontext eine entscheidende Rolle, darf aber nicht dominieren und darf nach meinen Vorstellungen nicht nur den künstlerischen Vorstellungen des Planers entsprechen oder dem Zeitgeist geschuldet sein. Entscheidend ist für mich, dass die Stilausrichtung und die Vorstellungen der Bauherren der eigenen architektonischen Textur gleichzustellen sind. Im Idealfall sind diese visuellen Vorstellungen deckungsgleich. Die gestalterischen Möglichkeiten sind so vielfältig wie meine Bauherrn und nur durch technische Bedingungen limitiert.
Umfassendes Kostenmanagement
Ein umfassendes Kostenmanagement mit Soll-Ist-Vergleichen über alle Leistungsphasen eines Bauprojektes hinweg (Kostenschätzung, Kostenberechnung und Kostenfeststellung) gehören nach meinem Verständnis mit zu den Eckpfeilern einer transparenten Planung und Durchführung von Projekten.
Transparenter Bauzeitenplan
Die Bauzeit unterliegt einer permanenten Kontrolle und eventueller Korrektur während der Ausführungsphase. Wenn Umstände dazu geführt haben, dass sich Zeiten von einzelnen Gewerken im Bauzeitenplan ändern, muss der gesamte Bauzeitenplan überprüft und angepasst werden. Nur so wird frühzeitig sichtbar, welche Auswirkung derartige Verschiebungen auf das gesamte Bauvorhaben haben werden. Das Prinzip einer hohen Transparenz macht es möglich, dass Verantwortliche für Folgegewerke schon frühzeitig über Verzögerungen informiert werden und ihre Ressourcen umplanen können. Letztlich aber profitieren von diesem Vorgehen die Bauherren, die ihren Einzugstermin planen und festlegen können.
Ökologisch bedenkenlose Baustoffe
Ein weiterer wichtiger Baustein meines Verständnisses zum ganzheitlichen Ansatz ist die Ausrichtung auf ökologisch bedenkenlose Baustoffe und die Erreichung einer hohen Energieeffizienz. Wärmepumpe, Kraft-Wärme-Kopplung und Photovoltaik sind bei mir nicht nur zeitgemäße Schlagworte, sondern werden schon seit Jahren standardmäßig in die Planung integriert, so dass hier ein breites Knowhow aufgebaut werden konnte.
Bauleitung & Objektüberwachung
Der letzte hier zu erwähnende Aspekt in den vielen Mosaiksteinchen einer Bauaufgabe ist die Bauleitung oder Objektüberwachung (Leistungsphase 8), die von einem verantwortungsbewussten Architekten nicht aus der Hand gegeben werden darf. Auf der Baustelle entscheidet sich, ob vorausgedachte Realität auch wirklich so umgesetzt wird, wie ich es mir vorher ausgedacht habe. Wenn Schwierigkeiten auftauchen, werden diese auf der Baustelle gemeinsam mit den Handwerkern gelöst und nicht am Schreibtisch. Von daher ist es für mich sehr wichtig und selbstverständlich, regelmäßig, mehrmals in der Woche, die Baustelle zu besuchen, um im ständigen Austausch mit den Handwerkern zu sein.
Licht als kreatives Prinzip
Gestalterisch bin ich in vielerlei Hinsicht offen und keiner Stilrichtung verhaftet, aber ich denke, dass ich meinen eigenen Stil über die Jahre gefunden habe und ein gewisser Wiedererkennungswert in den Objekten vorhanden ist. Als grundlegendes gestalterisches Prinzip gilt für mich der Kontrast zwischen Baukörper und dem natürlichen Licht. Der Baukörper ist in erster Linie funktional ausgerichtet und statisch, während sich Licht immer wieder verändert und somit zu verschiedenen Zeiten sehr unterschiedlich auf den starren Baukörper wirkt und diesen belebt. Von daher sollten nach meinem Verständnis Räume immer lichtdurchflutet sein und die Übergänge nach Außen auf eine spielerische Weise in die Gestaltung mit einbeziehen.
Angefangen hat dieses Kapitel mit einem Zitat, enden möchte ich ebenfalls mit einem Zitat, damit das Gesagte im richtigen Kontext wirken kann:
„It is not an exaggeration to say that light is the key to architecture.“
(Ieoh Ming Pei, US-amerikanischer Architekt chinesischer Herkunft)